Was ich hier über unsere Nachbarn schreibe oder geschrieben habe, bezieht sich auf die Jahre bis 1960!!! Ausnahmen bestätigen die Regel.
03.04.23
Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre im Hause R. Hans Erich verdiente gerade sein Geld als Fernfahrer, als er eines Tages mit einem fremden Mädchen nach Hause kam. Er hatte sie auf dem Parkplatz aufgelesen und ich bin sicher, dass er, so wie ich ihn kannte, sofort an Ort und Stelle eine Duftmarke gesetzt hatte. Das Mädchen hieß Karin, hatte pechschwarze lange Haare und auch sonst war alles da, wo es hingehörte. Alle Männer im Hause R. wurden durch Karin in einen Ausnahme Zustand versetzt. Sie war kein Kind von Traurigkeit und nach kurzer Zeit hupten etliche LKW´s, wenn sie an dem Haus R. vorbeifuhren. Da Hans Erich oft lange unterwegs war, sprang Kar Heinz als Ersatzspieler ein. Hans Erich nahm das nicht tragisch. Und so bin ich mit Wilfried, Karl Heinz und Kiki und Karin mal an einem Wochenende zum Nürburgring gefahren. Es dauerte nicht lange und Karin fuhr als Beifahrerin in einem Porsche am Nürburg Ring rum und wurde von dem Fahrer auch mit in die Boxengasse genommen. Was sollte Karl Heinz denn machen. Gute Miene zum bösen Spiel. Zumal Kiki auch inzwischen in einem Zelt gelandet war und mir garantiert auch nicht „treu“ war. Die Geschichte am Nürburgring ging noch weiter, aber ich wollte eigentlich was über Karin und Familie R. erzählen. Nach einer Zeit schlief Karin auch mal mit Eberhard, bevor sie dann endgültig zu Eberhard wechselte. Lustig war das Zigeunerleben. Aber….. Eines Tages war Karin schwanger. Sie brachte ein Mädchen zur Welt, Als Vater wurde der Vater drei Söhne eingetragen. Selbst ich habe nie erfahren, wer der wirkliche Vater Reginas war. Erich und Lehne spielten Vater und Mutter. Das komische war auch, dass Karin mal eine Zeitlang in der Firma Keil gearbeitet hat. Sie lernte dann irgendwann einen amerikanischen Soldaten kennen, den sie heiratete und in die USA auswanderte. Ich habe dann später Bilder gesehen, die sie geschickt hatte. Das war eine ganz andere Welt, als der kleine, ziemlich vergammelte Bauernhof der Familie R.
Als Regina dann mit der Schule fertig war, hat auch sie in der Firma Keil gearbeitet. Helmy hat Regina später des öfteren mal beim Einkaufen getroffen. Regina war verheiratet, hatte Kinder und fuhr einen flotten Motorroller.
R. Scheunenboden. Mitte bis Ende der fünfziger Jahre. Hierzu ist mir auch noch etwas eingefallen. Nicht nur wir Jungens hingen da gerne rum, sondern auch einige Mädchen. Die drei Mädchen der Familie B. zum Beispiel wohnten im Haus R., in der Dachgeschoßwohnung. Die Älteste Waltraut war zu alt für uns. Die mittlere war älter als ich, aber jünger als die R-Brüder. Die Jüngste, Ulla war genau unsere Kragenweite. Nicht respektlos gemeint. Die Kontakte, körperliches „schubsen“ in den Arm nehmen, oder aus „Versehen“ mal an Stellen berühren, die eigentlich tabu sein sollten, fiel alles in die Kategorie „Jugend forscht“ Ha,ha,ha Ich bin auch fest davon überzeugt, dass den Mädchen das genau so gefiel wie uns, immer vorausgesetzt wir überschritten nicht gewisse rote Linien, die nicht festgelegt waren, aber trotzdem von uns eingehalten wurden. Wir haben viel gelernt und es war eine schöne Zeit. Als wir älter wurden, haben wir uns aus den Augen verloren, aber als wir uns dann wieder begegneten, mit unseren Ehepartnern, haben wir nicht über Einzelheiten dieser Zeit gesprochen, ich glaube, es war inzwischen peinlich geworden.
30.03.23 in Richtung Priorei
Ein Haus weiter. Familie Theodor P. und mit seiner Frau Lina, und mit der Tochter Gisela. und Gerda. Theo, so wurde er genannt und hatte einen sehr guten, technischen Job bei der Deutschen Bahn. Sie betrieben nebenbei eine ganz kleine Landwirtschaft. Eine Kuh, Hühner und ein paar Schweine. Im Hof hinter dem Haus stand ein kleiner Stall, mit Heuboden oben, und Platz für die Tiere unten. Auch alles pico bello sauber und ordentlich. Im Keller hatte Theo eine sehr schöne Werkstatt, ebenfalls gut eingerichtet mit reichlich gutem Werkzeug. Man könnte ja meinen, die hätte Theo bei der Bahn „mitgehen“ lassen. Aber 100 % nicht, dazu war Theo viel zu anständig und zu ehrlich. Theo hatte irgendwie Charakter und strahlte Seriosität und Kompetenz aus.
Im 1.Obergeschoß wohnten Erna M. und, den Namen des Mannes weiß ich nicht mehr. Er war Jäger und hat im Auftrag meiner Mutter mindestens einen meiner Hunde erschossen. Erstens mal glaube ich nicht, dass er das als Jäger einfach so machen durfte. und zweitens war das mir gegenüber eine Riesen Sauerei. Ich weiß auch den Namen dieses Hundes nicht mehr. Jedenfalls er kam nicht nach Hause, wie sollte er auch, er war ja tot. Ich habe gerufen und gerufen. Bin in der Umgebung unseres Hauses rumgelaufen und habe gerufen, geheult und gerufen. Während meine Mutter es nicht für richtig hielt, mich darüber aufzuklären, was sie hatte machen lassen. So etwas vergisst man nicht. Ähnliches hat sie mit neu geborenen Hunden machen lassen. aber dafür war dann Franz T. zuständig. Wenn ich morgens in die Schule ging, hatte Nelly, so hieß die Hündin, fünf Junge. Wenn ich mittags zurückkam hatte sie noch zwei Junge. Der Jäger hat einmal aus seinem Fenster heraus einen Bussard, oder einen ähnlichen Greifvogel auf einer Wiese auf der anderen Seite der Straße, und Volme, auf Kalthaus Feld erschossen. Entweder konnte der Jäger sehr, sehr gut schießen oder es war ein Zufalls Treffer. Soweit ich weiß, war er kein Trinker. Heute würde man ihn als Jäger disqualifizieren. Vielleicht rührt ein Teil meines Hasses den ich Jägern gegenüber habe, von diesem Jäger.
Erna M. hatte eine Leidenschaft. Sylvester, wenn wir Jungen auf der Straße unsere Böller los ließen, lief sie mit uns rum und steckte selber 5-Marks Kanonenschüsse an. Ihr Alter böllerte mit Gewehren, sie mit 5 Mark Kanonenschlägen.
Auf der gleichen Etage wohnte Familie M. Der Vater verbittert, so hatte ich als Kind jedenfalls den Eindruck. Die Frau versuchte irgendwie damit umzugehen. Sie hatte zwei Schwestern. Eine wohnte drei Häuser weiter, die andere wohnte vier Häuser weiter. Der Vater der drei Schwestern lebte auch noch. Und das war die eigentliche Familie der Ehefrau. Eine der drei Schwestern war mit meiner Tante Ise ziemlich eng befreundet. Grete so hieß diese Schwester, eine kleine Frau, hatte irgendeine Behinderung, sodass sie humpelte, mit uns Kindern stand sie aus unbekanntem Grund auf Kriegsfuß.
Der Opa Gräve lebte dann aber nicht mehr so sehr lange. Eines Mittags, als mein Freund Günter Baumann und ich über den Hengstenberg nach Dahl zum Konfirmanden Unterricht wollten, hörten wir, als wir gerade die Eisenbahn in der Rehbecke überquerten, einen sehr lauten Knall. Opa Gräve hatte einfach in Gedanken die Straße überquert und war direkt vor einen DKW Klein Bus gelaufen. Wir sind sofort zurück und sahen ihn auf der Straße liegen. Das war mein erster Toter, den ich in meinem Leben gesehen habe.
Die interessanteste Familie in diesem Haus, war in meinen Augen die Familie Herzog. Sie wohnte in der obersten Etage. Vater, Mutter und Kind. Der Vater war Buchbinder. Er hat in meinem letzten Schuljahr, meine letzten Mathematik Bücher zu einem Band zusammen gebunden. Sehr professionell. Für mich insofern sehr praktisch, da ich für die Prüfung zum Abschluss meiner Schul „Karriere“, Mathematik Kenntnisse aus mindestens sechs Jahren nachholen musste. Saumäßige Arbeit. Ha,ha,ha
Der Sohn hieß Heinz und war mit meiner Tante Lola zur Schule gegangen. Zur Erinnerung, Tante Lola war mit 23 Jahren an Diphterie gestorben. Heinz war Dolmetscher und arbeitete in Bonn bei irgendeiner Botschaft. Er war nur selten zu Hause, alles sehr spannend für uns.
Zwei Häuser weiter. Familie N. Ziemlich langweilig, nichts besonderes. Zwei Kinder Mädchen. Kein Stress, zumindest nach außen. Beide arbeiteten sehr viel in ihrem großen Gemüsegarten. Wir wollten das ältere Kind nicht in unserer „Truppe“ haben, warum weiß ich gar nicht. Die Mutter hat das natürlich mitgekriegt und hatte uns ganz schön auf dem „Kieker“. Mein Freund Günter wohnte auf dem „Öppel“. Der Vater war Meister bei Fa. Nagel. Eines Tages sollten Günter und ich eine große zweirädrige Karre vom Öppel zurück zur Firma Nagel bringen. Die Karre war sehr schwer, ich weiß auch nicht, wie man Kinder mit so etwas beauftragen konnte. Jedenfalls den Weg vom Öppel runter konnten wir die Karre nicht mehr halten und sie machte sich selbständig und „segelte“ im hohen Bogen in den Garten von Neuhaus. Die Karre war viel zu schwer, als das wir beiden sie die Mauer hoch wieder auf den Weg hätten heben können. Lange überlegen, dann quer über die Gemüsebeete zum Zaun am anderen Ende des Gartens. Jedenfalls haben wir beiden es geschafft, die Karre irgendwie über den Zaun zu bugsieren. Scheinbar hatte uns keiner gesehen oder beobachtet. Auch von späteren „Ermittlungen“ haben wir nichts mitgekriegt. Wir hatten eine Heidenangst, dass wir doch noch irgendwie „drangekriegt“ würden.
Der Papa war ein lieber Kerl. Als es Helmy und mir später am schlechtesten ging und wir noch nicht einmal etwas zum Heizen kaufen konnten, hatte Hans, so hieß der Papa, das irgendwie mitbekommen. Er kam dann fast jeden Tag rüber zu Helmy und brachte ihr schönes trockenes Holz zum Heizen. Ohne großes Aufsehen, und offensichtlich auch ohne Dank zu erwarten.
Drei Häuser weiter. Das Haus gehörte Opa und Oma Hasselkus. Familie Arthur H. also Friederike, Arthur, Doris und Wilfried, wohnten zur Miete, Weil Frederike die Tochter von Opa und Oma H. waren. Der Schwiegersohn Arthur war, unbeliebt und wurde eigentlich nur geduldet.
So einen Vorkriegs Opel Kapitän fuhr Arthur in den Fünfzigern.

Opa H. war Werkzeugmacher und hatte im Erdgeschoss eine wunderbare Werkstatt mit einem klitze kleinen Büro. Eine große Metalldrehbank, eine Metallhobelmaschine, eine Ständerbohrmaschine, Hebelblechschere, Schmiedefeuer, große Feilenbank. Viel schönes Werkzeug. Das ist das was ich in Erinnerung habe. Alles immer pico bello sauber. Im Büro hatte Opa H. meistens irgendwelche technischen Zeichnungen auf dem Tisch ausgebreitet. Ich habe Opa H. bewundert und wollte mal so werden wie er. Mein Papa und mein Opa war zu jener Zeit schon tot. 1948.
Opa H hat. uns, meinem Freund Wilfried (Wilfried war der Enkel von Opa H.) und mir, mal ein kleines Wasserrad gebaut, sehr professionell, für unseren Teich in unserem Tannenwäldchen. Tolles Spielzeug, habe ich nie vergessen.
Arthur H. arbeitete irgendwo, keine Ahnung wo. Erst nach dem Tod seines Schwiegervaters konnte er sich in der Werkstatt einnisten. Er stelle Matratzen her und sein Sohn Wilfried musste eigentlich viel zu viel arbeiten für einen Jungen seines Alters. So ganz freiwillig machte Wilfried das auch nicht. Er hatte großen Respekt vor seinem Vater, besser gesagt er hatte richtig Angst. Wenn er dann mal „frei“ hatte, und wir spielten „in den Tannen“, dann brauchte der Alte nur einmal auf den Fingern zu pfeifen und Wilfried ließ alles fallen, liegen und stehen und lief nach Hause.
Wilfrieds Mutter hat mal zu mir gesagt: „Ich habe noch nie ein so faules Kind gesehen, wie Dich“. Das hat mich als Kind schon ziemlich beschäftigt. Ich wusste gar nicht warum ich so faul sein sollte. Heute denke ich, die Frau war total unglücklich und unzufrieden, und ich war gerade mal zur Stelle, als sie ihren Frust loswerden musste. Ihr Arthur hatte nämlich eine zwanzig Jahre jüngere Freundin und dort verbrachte er mehr Zeit, als zu Hause.
Bei Familie H. in der Küche am Schlüsselbrett hingen zwei Peitschen. Das war ein Holzgriff mit Lederbändern. Eine für Wilfried, eine für Doris. Ich habe das als Scherz angesehen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Vater seine Kinder mit einer Peitsche schlägt. Aber später ist mir klar geworden, das war bitterer Ernst. Wilfried war in der Schule nicht besonders gut. Heute verstehe ich das natürlich, bei so einem Elternhaus. Der Alte hat Wilfried oft geschlagen. Wehren konnte er sich zum ersten Mal, als er so ca. 17 war. Wilfried wollte den Alten Schlagen, der schlug aber blitzschnell die Tür zu und Wilfried schlug voll in die Glasscheibe. Er kam dann am sehr späten Abend zu mir, ein mit Blut getränktes Handtuch um die Hand gebunden. Ich habe ihn dann nach Dahl zu Dr. Schüßler gebracht. Der hat ihn genäht. Den Rest der Nacht hat er bei mir verbracht.
24.03.23 in Richtung Dahl
Bei richtig was los, mussten mir natürlich unsere Nachbarn, Familie R. einfallen. In dem Haus hätte man locker eine Daily Soap ohne Drehbuch drehen können. Im Haus wohnten zwei verfeindete Brüder mit ihren Familien. Ich habe das deswegen oft hautnah erleben dürfen, weil ich mit drei der Kinder sehr gut befreundet. war. Da wurden auch schon mal die Fäuste benutzt und ab und zu floss auch Blut. Wenn es zu doll wurde, kam dann einer der Betroffenen zu uns gerannt, um die Polizei oder den Krankenwagen anzurufen. So Ende der fünfziger Jahre waren wir die einzigen, außer Hechts und Winterhoffs, die ein Telefon auf Kattwinkel hatten.
Erzählen wollte ich aber etwas anderes, was mir vorhin eingefallen ist. Walter R. hatte im Obstgarten des Hauses ein großes Bienenhaus stehen. Eigentlich ein Gartenhaus welches aber nur zur Unterbringung der Bienenkörbe benutzt worden war. Erich R. der Bruder wollte diese Hütte weg haben. Aber natürlich blieb sie dann extra stehen, weil Walter wusste, dass er Erich damit zur Weißglut bringen konnte. Eines Sonntags morgens legten die Söhne Erichs eine lange Kette um das Häuschen und befestigten sie an der Änhänger Kupplung ihres Traktors. Ein kurzer Ruck und die Hütte fiel in sich zusammen. Als die Familie Walter R. aus der Kirche zurückkam, war nur noch ein unbewachsenes Viereck zu sehen, wo vor dem Kirchenbesuch noch die Hütte gestanden hatte. Hat uns Jugendliche natürlich unendlich gut gefallen.
Eine ähnliche Geschichte ereignete sich mit dem Gemüse und Obstgarten der Familie Walter R. Wie auch bei der Hütte, wurde während des Kirchenbesuchs der Familie Walter R. dieser Garten samt Umzäunung entfernt. Mit dem Traktor wurde alles Gemüse, Blumen und alles was in dem Garten stand unter gepflügt. Ich glaube der Täter war Hans Erich.
Familie Walter R. war ziemlich im Nachteil, weil sie nur einen für solche Gewalt Zwecke ziemlich ungeeigneten, nicht sehr intelligenten Sohn hatten und eine sehr intelligente Tochter, die aber gegen die drei sehr kräftigen und in Schlägereien trainierten Söhne des Erich R. keine Chance hatten. Walter versuchte dann manchmal seine Wut an seiner Schwägerin auszulassen. Aber Lehne, so hieß die Schwägerin, schlug Walter kurzerhand die Milchkanne auf den Kopf. Wonach Walter dann blutüberströmt bei uns ankam, um mal wieder die Polizei anzurufen.
Aus heutiger Sicht alles keinen schönen, romantischen Familien Geschichten. Aber für uns Jugendlichen gab es eigentlich nichts spannenderes. TV life!!!
25.03.23 Die drei Söhne der Familie R. waren 3-6 Jahre älter als ich. Trotzdem waren wir Freunde. Ich weiß nicht warum, aber wir haben uns gegenseitig respektiert und als viel jüngerer durfte ich „mitspielen“, denn in dem Alter war man normalerweise nicht mit „Kindern“ befreundet. Die drei hatten Spitznamen. Hans – Erich war für uns nur „Tommy“. Karl- Heinz war „Charly“ und der kleine Eberhard, der seinen Vornamen von seinem Opa geerbt hatte, war für uns „Pico“. Tommy und Pico waren für mich damals begnadete Motorradfahrer und ich habe sie bewundert. Tommy hatte verschiedene Maschinen, nacheinander. Die kurioseste war eine „IMME“ über eine Rabeneick ging es dann zu einer sehr schnellen Adler.



Wahrscheinlich zu schnell für Tommy. Erfuhr einen Lastwagen bei einer Firma Fingerhut zwischen Schalksmühle und Brügge. Und es kam dann , wie es irgendwann kommen musste, Tommy legte sich fürchterlich auf die Schnauze. Der Unfall passierte an der Überfahrt zwischen Priorei und Rummenohl. Tommy soll sehr weit „geflogen“ sein und dann ohne Helm gelandet sein. Er war mehrere Tage im Koma, ich weiß nicht mehr genau wie lange und dann noch mehrere Wochen im Krankenhaus. Anschließend war Tommy nicht mehr der alte Tommy. Er hat viele schlimme Dinge angestellt. War mehrmals in der Klapse. Er hat das halbe Haus auseinandergenommen als er abgeholt werden sollte. Er hat Treppenstäbe herausgerissen, und auf jeden eingedroschen, der ihm zu nahe kam. War dann aber wieder frei. Er hatte reiche, hübsche Freundinnen, wo sich alle fragten, wie das möglich sei. Er hatte zum Beispiel eine reiche Rechtsanwalts Tochter zur Freundin, die einen ziemlich neuen BMW V8 fuhr. Wer konnte sich zu der Zeit einen BMW V8 fahren? Für uns alles total unverständlich. Tommy war gut bewaffnet, wahrscheinlich würde man ihn heute Reichsbürger nennen. Obwohl, er war vollkommen unpolitisch. Damit alle hörten, dass er noch da war, schoss er schon mal aus dem Fenster. Ich hatte nicht direkt Angst vor ihm, aber ich habe mich nie mehr sicher gefühlt in seiner Gesellschaft. Eines Morgens kam er in die Werkstatt drückte mir eine scharfe Pistole in die Hand und bat mich sie zu verstecken. Die Polizei war mal wieder hinter ihm her. Er würde die Pistole später wieder abholen. Hat er gemacht. Er ist früh gestorben, in einer Anstalt, und die Familie war fest davon überzeugt, dass er nicht eines normalen Todes gestorben war.
Pico war mehr Moto Cross Fan. Auf der Scheune des elterlichen Bauernhofs war seine „Werkstatt“. Von da aus konnte er direkt die wiesen hochdonnern bis nach Sommerhagen. War zu der Zeit alles unbebaut. Pico war glaube ich der vernünftigste. Als ich dann später den DKW hatte, ging es darum, wer schneller von Breckerfeld nach Priorei fahren würde. Große Klappe und und halbstark wie ich war, habe ich ihm ein Rennen vorgesvhlagen. Er mit seiner Maico und ich mit meinem 3-6. Er dat das abgelehnt, obwohl natürlich klar war, dass er gewonnen hätte. Aus Verantwortungsbewußtsein. Er wollte nicht, dass mir etwas passierte.

26.03.23 Der Dritte im Bunde war Charly. Charly besuchte noch das Fichte Gymnasium, während Tommy und Pico schon ihr eigenes Geld verdienten. Ich bin sehr oft nach der Schule zu Charly gegangen. Wenn ich heute zurück denke, bin ich ihm nicht vielleicht auf den Wecker gegangen? Anmerken lassen, hat er sich nichts. Er konnte sich kein eigenes Motorrad oder gar Auto leisten, also fuhr er zusammen mit einem oder seltener mit beiden Brüdern zusammen, wenn man etwas unternehmen wollte. Ich „durfte“ mitfahren. Ich bin sehr oft mitgefahren. Nach dem Abitur begann er ein Studium an der TH Aachen. Danach sahen wir uns natürlich weniger. Nach einer Weile hat er scheinbar festgestellt, dass das Ingenieurwesen nicht das Richtige für ihn ist, er brach ab, und begann Jura in Köln zu studieren. Da ich nicht weiß, ob Charly noch lebt, er lebte zuletzt auf Sylt, nur soviel. Er musste sein Studium abbrechen, da er wegen einer Straftat nicht weiter Jura studieren durfte. Das hat unserer Freundschaft keinen Abbruch getan. Ich hatte dann ein eigenes Auto und Charly , Hekan (Wilfried) und ich unternehmen sehr oft etwas zusammen. Ich lernte Helmy kennen, Charly war mit Heide zusammen. Wir waren alle vier ziemlich eng befreundet und hockten oft zusammen. Heide und ich verstanden uns sehr gut. In Helmy´s Augen manchmal zu gut. Es gab dann schon mal Stress, aber alles schnell wieder gut. Nichts passiert!!! Charly und Heide übernahmen eine „Kneipe“ in der Kampstrasße und haben in den folgenden Jahren sehr viel „Kohle“ verdient. Aber das war nicht so ganz unser Milieu. Wir waren zwar weiterhin befreundet, sahen uns aber nur noch selten. Die Beiden hatten dann soviel verdient, dass sie sich eine tolle Villa auf Emst leisten konnten. Eine zweite Kneipe im Bahnhofsviertel kam dazu. Und wie das im Leben manchmal so ist, wie gewonnen, so zerronnen. Die Villa mußte verkauft werden. Die Beiden hatten inzwischen zwei Kinder, wir hatten schon drei Kinder. Bei Charly und Heide lief es auch Privat nicht so gut. Sie hatte des öfteren mal ein blaues Auge, weil sie sich „an der Tür gestoßen“ hatte, oder wenn es schlimmer wurde, war sie dann auch mal „die Treppe runtergefallen“. Die beiden sind zweimal geschieden worden und haben zweimal wieder geheiratet. Von der ganzen Kohle hatte Heide sich eine Eigentumswohnung gekauft. Als uns Heide und Karl Heinz vor vielleicht zwanzig Jahren mal besuchten, lebte Heide bei ihrer sehr gut situierten Tochter, und hatte ihren Brustkrebs gut überstanden. Charly lebte auf Sylt, von Sozialhilfe. Alle Kohle war weg. Verheiratet waren sie nicht mehr, aber lassen konnten sie nicht voneinander. Ich weiß nicht, ob ich mit der Erzählung über unsere Nachbarn ein bisschen zu viel in ihre Privatsphäre eigedrungen bin, aber mein Leben und unser Leben war eine ziemlich lange Zeit eng miteinander verbunden.
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